Braucht die Grevener Flüchtlingshilfe eine Internetseite?

Während andere Städte froh sind, eine umfassende Internetseite mit Angeboten der Flüchtlingshilfe, mit Informationen für ehrenamtliche Helfer, mit Tipps für den Deutschunterricht, Hilfen zur Selbsthilfe für Flüchtlinge  usw. zu haben, fremdeln in Greven einige Vereine und sonstige Organisationen damit, hier ihre Angebote zu präsentieren.

Beispiel Osnabrück: Hier fordern Diakonie und Caritas eine übergreifende Webseite zur besseren Koordinierung der Flüchtlingshilfe. „Zurzeit ist es schwierig, eine Gesamtübersicht über den Bedarf für Flüchtlingshilfe zu bekommen“, sagt der Geschäftsführer des Diakonischen Werkes in Stadt und Landkreis Osnabrück, Hinrich Haake. Der Landkreis Osnabrück plant derzeit nach eigenen Angaben, eine Art „Schwarzes Brett“ im Internet zu schaffen, auf dem sich entsprechende Bedarfe und Angebote finden.“ (Neue Osnabrücker Zeitung vom 07.10.2015)  Für überflüssig hält das nach dem Bericht der NOZ allerdings der Osnabrücker Oberbürgermeister, weil die Stadt Osnabrück die Koordination der Hilfsangebote mit Hilfe der „Freiwilligenagentur“ in Zukunft selbst übernehmen wolle.

Anders als im Kreis Osnabrück versuchen in Greven einige Vertreter von Organisationen, die sich durchaus in der Vergangenheit um die Flüchtlingshilfe verdient gemacht haben, die Weiterentwicklung der Webseite „flüchtlingshilfe-greven.de“ nach Möglichkeit abzublocken und die Weitergabe von Informationen zu verhindern. Über deren Beweggründe soll hier nicht spekuliert werden.

Informationsmonopol bei der Stadt Greven?

Die Stadt Greven ist wie in Osnabrück sichtlich bemüht, die Ehrenamtlichen (Einzelpersonen oder Organisationen) unter ihre Fittiche zu bekommen,  um sich mit den Leistungen der ehrenamtlichen Helfer brüsten und jede öffentliche Äußerung über das Internet zum Thema „Flüchtlingshilfe in Greven“ in der Stadtverwaltung kontrollieren zu können. Das scheint der Stadtverwaltung so wichtig zu sein, dass sie angeboten hat, die bisher fehlende,  koordinierte Öffentlichkeitsarbeit auf ihrer eigenen Webseite präsentieren zu wollen und dafür Personal bereit zu stellen.

Hier stellt sich allerdings die Frage, ob die Stadt Greven ihr geringes Personalkontingent, das sie bisher für die Flüchtlingshilfe zur Verfügung gestellt hat, nicht besser für ihre eigentliche Aufgabe einsetzt: die Beschaffung und Unterhaltung von menschenwürdigen Unterkünften für Flüchtlinge. Damit hätte sie genug zu tun. Der Betriebsleiter der Technischen Betriebe Greven erklärte beispielsweise in der Sitzung des Bezirksausschusses vom 07.09.2015, dass „die in den Wohnobjekten anfallenden Arbeiten und Kontrollen … nur mit weiterem Personal zufriedenstellend zu erfüllen“ seien. Und weiter: „Wegen fehlender Ressourcen bei den TBG können manche Schadenereignisse nicht im Vorfeld abgefangen werden.“ (Sitzungsprotokoll vom 07.09.2015, S. 7)

Eine Mitarbeiterin der Stadtverwaltung schreibt in einer Mail vom 06.10.2015 an die sogenannte Steuerungsgruppe für die Flüchtlingshilfe, dass man sich vorerst nicht am Aufbau der Webseite beteiligen wolle. Auf einer Veranstaltung am 23.11.2015 könne  man dann “ in einer Arbeitsgruppe Öffentlichkeitsarbeit klären, wie und ob wir sinnvoll kooperieren.“ Das bedeutet für eine übergreifende Webseite nach dem Geschmack der Stadtwerwaltung: Weitere 7 (sieben) Wochen „Däumchendrehen“ im Rathaus und bei jenen Organisationen, die sich damit einverstanden erklärt haben. Dass die Stadt Greven sich bisher jedenfalls in ihrer Informationspolitik über Flüchtlingshilfe-Aktivitäten nicht die größten Sympathien erworben hat, zeigt unter anderem ein Blick in das Sitzungsprotokoll des Jugendhilfeausschusses vom 01.10.2015.

Zweifellos ist es dringend erforderlich, die Hilfsangebote für Flüchtlinge in Greven zu koordinieren und transparenter zu machen, als das gegenwärtig der Fall ist. Alle Grevener Organisationen, die sich für die Flüchtlingshilfe engagieren, sollten sich aber überlegen, ob sie dies der Stadt Greven überlassen und sich damit in deren Abhängigkeit begeben wollen.

Lesen Sie bitte auch den Artikel „Die Etablierten glauben immer, man wolle ihnen etwas wegnehmen.“Logo 11 b (blaue Schrift) 350x350