Ich weiß nicht, über was ich ärgerlicher bin und was meine Toleranz noch mehr herausfordert, die jungen Übergriffigen, obwohl „bestens“ in engen Zelten und Turnhallen untergebracht und mit viel Zeit „beschenkt“-  oder die Medien, die Berichterstattung versprechen, aber letztlich nur dumme, rassistisch zu interpretierende Titelbilder (exemplarisch: Bild und Süddeutsche Zeitung, v. 11.01.2016) zustande bringen, für die sie sich hinterher  lapidar entschuldigen. Oder Politiker, die  immer wieder überrascht tun und völlig fachunkundig mit  alter Leier schärfere, noch schärfere Strafgesetze fordern und undurchdacht in Windeseile durchsetzen,  um davon abzulenken, dass  frühere politische und gesetzgeberische Unterlassungen das Menü schon längst angebrannt haben und alle Würze keine Chance mehr hat.

Kultureller Hochmut gegenüber dem Islam

Jakob Augstein brachte es im Spiegel  auf den Punkt: Kultureller Hochmut gegenüber dem Islam verbindet sich mit der Abwehr des eigenen Sexismus.

Ja, es geht u. a. bei dem Köln-Exzess um sexualisierte Gewalt, aber sie ist keine neue Erfindung, die einer Instruktion durch das Ausland bedurfte. Aufgrund nationaler und internationaler Vergleichsuntersuchungen liegt die Rate für mindestens eine Mißbrauchserfahrung für Frauen durchschnittlich bei 19,2 Prozent, für Männer bei 7,4 Prozent. Länder wie Deutschland, Spanien und Großbritannien weisen die größte Häufigkeit auf (vgl. profamilia). Das Ärzteblatt v. 13.02.2014 berichtet weiter: „Die Forscher mutmaßen, dass das wahre Ausmaß des Problems möglicherweise noch größer ist. Frauen könnten die Verbrechen aus Scham und Angst vor Stigmatisierung in vielen Fällen verschweigen. Auf Grund der schwerwiegenden medizinischen, psychischen und menschenrechtlichen Folgen fordern die Wissenschaftler große nationale Studien, die Prävalenz und Risikofaktoren der sexuellen Gewalt erfassen und einen Ansatzpunkt für Interventionsprogramme bieten.“

Amnesty international führt dazu aus: „Die Regierungen müssen Frauen stärken, damit sie ihr Leben selbst in die Hand nehmen können. Und sie müssen die notwendigen politischen Massnahmen treffen, damit Täter bestraft werden und künftige Taten verhindert werden.

Gewalt gegen Frauen in allen europäischen Ländern verbreitet

Körperliche, sexuelle und psychische Gewalt gegen Frauen sind in allen europäischen Ländern verbreitet. Gemäß einem neuen Bericht der EU hat eine von drei Frauen (33% bzw. 62 Millionen Frauen) in den EU-Mitgliedländern nach dem 15. Lebensjahr die eine oder andere Form geschlechtsspezifischer Gewalt erlebt, wurde vergewaltigt, an den Genitalien verstümmelt, sexuell belästigt, geschlagen – oder ermordet.“

Versäumnisse der Bundesregierung

Leider haben seit 2011 sowohl die ehemalige Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger als auch Bundesjustizminister Heiko Maas sowie deren jeweilige Koalitionspartner „keinen Handlungsbedarf“ bei der Ratifizierung der Istanbul-Konvention gesehen. Sie hätte verbindliche Rechtsnormen gegen Gewalt an Frauen und häusliche Gewalt gebracht.

(Download aller angegebenen Quellen: 13.01.2016)