Ein Missverständnis?
Die Grevener Lokalredaktion der Westfälischen Nachrichten / Grevener Zeitung hat heute mitgeteilt, dass sie einem gefälschten Leserbrief des Kreisvorsitzenden Norbert Klapper (Paritätischer) aufgesessen sei. Die Erklärung der Zeitung für dieses „Missverständnis“ ist allerdings wenig überzeugend.
Auch die „Lokalzeit“ des WDR berichtete am 10.02.2016 über den gefälschten Leserbrief und die darauf beruhende „Story“ der Grevener Lokalpresse. Diesen Fernsehbeitrag können Sie hier (etwa ab Sekunde 42) sehen.
Nebelkerze (Nachtrag vom 12.02.2016)
In einer „Anmerkung der Redaktion“ vom 12.02.2016 versucht die Lokalredaktion von WN/GZ noch einmal, sich rein zu waschen. Die Autorin habe schließlich „beim Telefonanschluss des vermeintlichen Leserbriefschreibers Klapper angerufen und die Auskunft erhalten …, dass ein Leserbrief an die Redaktion Greven geschickt worden sei.“
Auch mit dieser Erklärung ist keine Entschuldigung bei Herrn Klapper verbunden. Sie trägt auch nicht dazu bei, ein besseres Licht auf die journalistische Sorgfalt der Lokalredaktion zu werfen. Denn es wird nicht gesagt, man habe bei Herrn Klapper angerufen – in dem Fall hätte die Autorin des Artikels wohl kaum die Auskunft bekommen, es sei ein Leserbrief geschrieben worden. Und bei der Familie Klapper weiß ja auch tatsächlich niemand etwas von einem solchen Anruf (vgl. WN/GZ 10.02.2016). Falls es also überhaupt einen Telefonanruf gegeben haben sollte, muss man jetzt davon ausgehen, dass die Lokalredaktion bei einer Telefonnummer angerufen hat, die im gefälschten Leserbrief genannt wurde. Und auch das wäre sicher kein Nachweis von journalistischer Sorgfalt sondern von erschreckender Naivität.
Je nachdem, wie es Ulrich Reske und seinen Mitstreiter/innen in den „Kram“ passt, werden Leserbriefe so platziert, dass sie möglichst nicht wahrgenommen, gekürzt oder bis zur Unkenntlichkeit verändert werden. Als Westfälische Nachrichten und Grevener Zeitung noch getrennte Lokalredaktionen hatten, passierte es auch nicht selten, dass Leserbriefe von den Westfälischen Nachrichten mit fadenscheinigen Begründungen („der Leser erwartet dazu keinen Kommentar von Ihnen“) abgewiesen, von der Grevener Zeitung aber an prominenter Stelle veröffentlicht wurden.
Dies alles ist natürlich in das Belieben der Zeitungsmacher gestellt, von dem der heutige Schreiber eines Leserbriefes umso mehr abhängig ist, als es nur noch eine einzige Lokalredaktion gibt, die die veröffentlichte öffentliche Meinung „im Griff“ hat. Und vielleicht ist das auch ein Grund dafür, dass die Zahl der Leserbriefe stark zurück gegangen ist.
Dass sich die Lokalredaktion der Westfälischen Nachrichten jetzt einen falschen Leserbrief unterschieben lässt, passiert nicht zum ersten Mal. Und soweit es sich dabei um die Neugestaltung von Zebrastreifen oder die jüngsten Erfolge der Taubenfreunde handelt, wird der Leser großzügig darüber hinwegsehen.
Dass dies aber in Zusammenhang mit der hochsensiblen Flüchtlingsthematik passiert und dass in diesem Zusammenhang ausgerechnet dem Kreisvorsitzenden eines bekannten Sozialverbandes etwas ungeprüft in die Schuhe geschoben wird, das sein Ansehen massiv beschädigt, ist hochgradig fahrlässig. Und dass dies dann auch noch zur Story umfunktioniert und mit fetten Lettern präsentiert wird, verletzt nicht nur die journalistische Sorgfaltspflicht der Grevener Lokalredaktion in hohem Maße, sondern ist Bildzeitungs-Journalismus. Glaubte man etwa, sich eine vernünftige Recherche sparen zu können, weil der Betroffene, Herr Klapper, nicht zum Grevener Klüngel gehört?
Wo bleibt die Entschuldigung bei Norbert Klapper?
Westfälische Nachrichten und Grevener Zeitung haben ihren Fehler von sich aus publik gemacht und anders als sonst eine prominente Stelle Ihres Blattes dafür ausgesucht – mit gleicher Buchstabengröße. Das verdient, positiv erwähnt zu werden. Aber von einer Entschuldigung der Lokalredaktion beim Betroffenen ist nicht die Rede.
Das wird aber auch nicht dadurch überflüssig, wenn die Autorin der WN/GZ-Story ganz allgemein einen Leserbriefschreiber als perfide bezeichnet, der unter falschem Namen schreibt – das will von der eigenen Verantwortung ablenken. „Und ebenso perfide der Versuch, einen angeblichen Vorfall durch einen über jeden Verdacht der rechten Hetze erhabenen Menschen beschreiben zu lassen, um ihn, unterschwellig, umzumünzen in einen Generalverdacht gegen alle Flüchtlinge. Diese Masche darf sich nicht durchsetzen.“ (WN/GZ 10.02.2016)
Dem wäre fast nichts hinzuzufügen, wenn die Autorin mit einem Wort erwähnt hätte, dass sie und ihre Zeitung es waren, die dieser Masche zum Durchbruch verholfen haben. Weniger durch eine Verkettung unglücklicher Umstände, wie WN/GZ es den Leser glauben machen wollen, sondern durch Sorglosigkeit und auch Naivität beim Prüfen der Urheberschaft eines Leserbriefes.
P.S. Ich habe hier vor 2 Tagen die Behauptungen der Westfälischen Nachrichten / Grevener Zeitung für bare Münze genommen und Herrn Klapper heftig kritisiert. Dafür möchte ich mich entschuldigen. J.H.
Verantwortung übernehmen!
Ich hoffe, der Vorsitzende des Paritätischen im Kreis Steinfurt lässt sich durch die unverantwortliche Berichterstattung der WN nicht entmutigen, und zieht die Konsequenz, in seinem Amt zu bleiben.
Es tut mir aufrichtig leid, dass ich Herrn Klapper aufgrund falscher Zeitungsinformationen zum Rücktritt aufgefordert habe, und hoffe, dass meine Entschuldigung dafür u.a. ihn dazu bringt weiter zu machen.
Personen, die aus ihren Erfahrungen heraus Hilfestellung leisten sind meines Erachtens notwendig, da die Situation heute ja gerade unübersichtlich und schwer einschätzbar ist.
Unverständlich ist es, wenn journalistische „Sorglosigkeit“ bei einem solch brisanten Thema im besagten Kommentar des Verfassers „als Verkettung unglücklicher Umstände“ verharmlost wird.
Verantwortung für eigenes Handeln zu übernehmen scheint Ihnen fremd zu sein, Frau Gerharz!! Es ist an der Zeit dieses zu ändern.
Wolfgang Klaus, Greven
Leserbrief war untergeschoben
Sehr geehrte Redaktion der Westfälischen Nachrichten / Grevener Zeitung,
ich erinnere, dass Sie in guten alten Tagen mich persönlich gefragt haben, ob meine Leserbriefe veröffentlicht werden sollten. Gott sei Dank, war ich immer erreichbar. Nun reicht Ihnen die Antwort einer sich als Angehörigen deklarierenden Person aus, um ein Schreiben zu validieren. Naja.
Bei der Brisanz, immerhin stellte der Schreiber seine Funktion im Paritätischen Wohlfahtsverband grundlegend in Frage, verstehe ich dieses Procedere dennoch nicht. Zumal Sie den Leserbrief, nicht wie üblich von Ihren anderen Artikeln abgehoben haben, sondern ihn zu einem eigenen Artikel verwoben haben. Das gibt der Bedeutungszumessung der vermeintlichen Aussage von Herrn Klapper noch besondere Schärfe.
Aus meiner Sicht entspricht Ihr Samstagsartikel einem Nadelstreifenrassismus, wie er von der Bundesregierung mit ihrem neuen Asylgesetzpaket gegenüber minderjährigen Flüchtlingen zum Ausdruck gebracht wird: „Wir schaffen das, aber ohne deine Mutti.“
An dieser Stelle erwarte ich die Einhaltung journalistischer Mindeststandards
und verbleibe mit freundlichen Grüßen
Ulrich Hegemann
Kolpingstr. 37
48268 Greven
Eike Geisel: „ Selten, dass einer freiwillig zum Fremden wird, und selten, dass es ihm dabei gut geht.“=