Die MoGreven-13.04.2009-1767_175x131deratorin des Abends, Susanne Willner, fragte die Zuhörer zum Schluss der Veranstaltung, ob ihnen die Bürgerinformation der Stadt etwas gebracht habe. Und siehe da, die große Mehrheit der Anwesenden signalisierte Zustimmung. Der Bürgermeister und seine Mitarbeiter/innen, die zu der Veranstaltung eingeladen hatten, konnten also zufrieden sein.

Da gab es aber auch tatsächlich einige wenige, die den Wert der Veranstaltung skeptischer betrachteten. Die Moderatorin pickte sich einen dieser Abweichler heraus und fragte nach seiner Begründung. Und der sagte tatsächlich, der Abend sei weniger von der Information über die Flüchtlings-Thematik geprägt worden als von Weichspülerei! Für eine nähere Begründung reichte die Zeit nicht mehr. Denn das Ballenlager, das bekanntlich der Stadt Greven gehört, ließ eine öffentliche Diskussion nur bis 21.00 Uhr zu. Daran hätte man gewiss etwas ändern können, wenn die versammelte Stadtverwaltungs-Prominenz an einer vertiefenden Diskussion Interesse gehabt hätte.

Nicht umsonst hatten sie sich ja bereits im Vorfeld für Frau Willner entschieden, die seit mehreren Jahren als selbständige Moderatorin, Trainerin, Team-Coach und Beraterin tätig ist. Die also weiß, wie man das Publikum für die Absichten ihrer Auftraggeber gewinnen kann und was sie der Stadt Greven für ihr Honorar schuldig ist. Und nicht ohne Hintergedanken hatten die Veranstalter des Abends so viele Haupt- und Ehrenamtler auf die Bühne gebeten, dass zumindest für die Letzteren nur ein Zeitfenster von sage und schreibe 2 (zwei) Minuten geöffnet wurde.

Hilfe für Flüchtlinge – Flüchtlingshilfe Greven

So ging es an diesem Abend um die anstrengende Hilfe für Flüchtlinge in Greven und die „Flüchtlingshilfe Greven“ als institutionellem Rahmen dafür, von der man aber nicht so genau weiß, wer das eigentlich ist. Nach der designmaximierten Powerpoint-Folie der Stadt Greven besteht sie aus dem Reckenfelder Bürgerverein, der katholischen Pfarrgemeinde St. Martinus und der evangelischen Kirchengemeinde Greven. Diese drei Organisationen gehören auch der gewichtigeren so genannten Steuerungsgruppe an, in der sie mit der Stadt Greven (Vorsitz!), der Integrationsagentur und dem Caritasverband Emsdetten-Greven zusammenarbeiten. Sportvereine, die Freiwilligenagentur Pluspunkt und die türkische/ muslimische  Gemeinde sind darin ebenso wenig zu finden wie die Volkshochschule, Institutionen der Jugendarbeit sowie Schulen und Kindertagesstätten. Leisten diese Einrichtungen denn wirklich keinen nennenswerten Beitrag zur Hilfe für Flüchtlinge? Ist beispielsweise die Verantwortung von Schulen und Kitas für die Flüchtlinge (und für uns alle!) nicht wichtig genug? Und warum sollten sie in der „Steuerungsgruppe“ keine Stimme  haben?

So scheint die „Steuerungsgruppe“ bisher durch Partikularinteressen geprägt zu sein, die der Integration von überwiegend muslimischen Flüchtlingen langfristig nicht unbedingt förderlich sind. Und in diesem Zusammenhang muss man die Veranstalter fragen, warum die Muslime Grevens auf dem Podium nicht vertreten waren. Nach des Bürgermeisters Auskunft präsentieren sie sich angeblich nicht so gerne auf der Bühne. Nach der Information von Muslimen, die als Besucher zugegen waren, wurden sie aber erst garnicht eingeladen. Und durch wen waren eigentlich die Flüchtlinge selbst vertreten? Auf dem Podium saß niemand, aber die Stimme aus dem Publikum ließ erahnen, dass die schönen Reden und Powerpoint-Bilder mit der Realität nicht immer zusammen passen.

Legitimation – Spendenkonto – Unabhängigkeit

Und so sei ein Appell an alle Gruppierungen und Einzelpersonen gestattet, die sich für die Flüchtlinge engagieren: Arbeitet mit der Stadt Greven konstruktiv zusammen – wo immer es geht! Aber lasst Euch nicht vereinnahmen und vertretet die Interessen derjenigen, die sich noch wenig artikulieren können. Das gelingt umso besser, je eher die Flüchtlingshilfe Greven eine effektive Struktur bekommt, die ihr bisher ganz offensichtlich fehlt. Sie braucht gewählte Vertreter, die für alle diejenigen zu sprechen legitimiert sind, die ihr Engagement für Flüchtlinge tagtäglich unter Beweis stellen. Sie braucht ein eigenes Spendenkonto und eine transparente Information über den Verbleib der dort eingehenden Gelder. Und sie braucht ein unabhängiges Medium, mit dem sie alle Aktiven und die Öffentlichkeit informieren und den vielen Ehrenamtlichen fachkundige Hilfestellung bieten kann.

Forderungskatalog der Bürgermeister-thumbnail

 

P.S. Bürgerinformation – ein Weichspüler? Ob Bürgermeister Vennemeyer vor zwei  Tagen noch nicht wusste, dass er den „Brandbrief“ an die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsidentin mit dem prägnanten Forderungskatalog (Bild rechts) unterschreiben würde oder bereits unterschrieben hatte? Wäre gewiss informativ gewesen, wenn er das einmal erläutert hätte.