Ab ins Gewerbegebiet!

Auf Vorschlag von Bürgermeister Vennemeyer hat der Haupt-, Finanz- und Wirtschaftsausschuss mit den Stimmen von CDU, SPD (-1) und FDP grünes Licht gegeben für die Unterbringung von Asylbewerbern im Gewerbegebiet an der Mergenthaler Straße.

Dagegen waren Bündnis 90/Die Grünen, die Linke, Reckenfeld direkt und 1 SPD-Stadtrat.

 

Hauruck-Aktion

Es ist eine ziemliche Hauruck-Aktion, mit der die Stadtverwaltung das Grundstück im Gewerbegebiet aus dem Hut gezaubert hat. Der übliche Weg der Stadt Greven ist, für alles Mögliche Gutachter zu bestellen, damit man die Verantwortung weitergeben kann. Ob es sich um Fällaktionen für Bäume, die Gestaltung von Plätzen oder die Textilsauna für das Hallenbad handelt. Für Flüchtlingsunterkünfte in einem Gewerbegebiet ist das offenbar nicht nötig, weil größerer Protest der Bürger nicht zu erwarten ist. Und diese Bürger gar an der Suche nach Lösungen für die Unterbringung von Asylbewerbern zu beteiligen, kommt der Stadt Greven auch nicht in den Sinn. Denn das Problem lässt sich ja ohne große Kopfschmerzen, viel geräuschloser und preiswerter lösen – kurzfristig!

Der Standortfaktor

Dass die Lage eines Grundstücks für den Käufer einer Immobilie oder den privaten Bauherrn ein zentrales Kriterium ist, weil davon die Wertbeständigkeit abhängt, sollte inzwischen zur Allgemeinbildung gehören. Nicht unbekannt ist auch, dass die Suche nach einem geeigneten Standort etwa bei der Neuerrichtung eines Produktionsbetriebes eine überragende Rolle spielt und üblicherweise einen Großteil des Zeitbudgets für die Vorplanungen beansprucht. Bei der Stadt Greven scheint es aber ziemlich unbekannt zu sein, dass bei der Planung von Flüchtlingsunterkünften deren Lage ebenfalls von entscheidender Bedeutung ist – inwieweit sie nämlich günstige Voraussetzungen für die Integration der Neuankömmlinge in die Gesellschaft bieten. 

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Hauptsache: Billig!

Ein Mitglied des Stadtrates, Immobilienmakler von Beruf, hätte seine Kolleginnen und Kollegen an die Bedeutung des Standortes erinnern können. Er selbst und die Mehrheit seiner Stadtrat-Kollegen aus CDU, SPD und FDP stimmte aber für den Vorschlag des Bürgermeisters, für den die Lage des Grundstücks offenbar keine Rolle gespielt hat. Es ist zu offensichtlich, dass es nur billig sein sollte und sonst nichts! Und um das ein wenig zu kaschieren, präsentierte die Stadtverwaltung dem Hauptausschuss eine Karte mit Entfernungsangaben zwischen dem neuen Flüchtlingsdorf und der Innenstadt, die vermutlich auf Luftlinien-Angaben beruhte.

Die Mehrheit des Stadrates und die Stadtverwaltung haben den kommenden Asylbewerbern selbst und den Bürgern Grevens einen Bärendienst erwiesen. Denn der Standort an der Mergenthaler Straße bietet einen idealen Nährboden für die Ausbildung einer Parallelgesellschaft, die weitgehend von der gesellschaftlichen Infrastruktur abgeschnitten ist. Sie erschwert den neuen Bewohnern auf lange Zeit die Teilhabemöglichkeit am „normalen“ Grevener Leben, behindert damit ihre Integration und begünstigt im Zweifelsfall die Ausbildung von abweichendem Verhalten – um das noch vorsichtig zu formulieren.

Ob die bisherige Flüchtlingspolitik in Deutschland und Europa mehr oder weniger gut war, sei hier dahingestellt. Und wie sich die Zahlen der Asylbewerber in Zukunft entwickeln werden, kann niemand mit Genauigkeit vorhersagen. Klar sein dürfte indes, dass wir uns auf eine erhebliche Zahl an Neubürgern werden einstellen müssen, die auf Dauer hier bleiben werden. Und daher sind Investitionen in deren Integrationsfähigkeit als notwendige Investitionen in unserer aller Zukunft anzusehen. Und: Je schneller die Integration gelingt, desto schneller verzinsen sich die Investitionen.

Grundstein für die Probleme von morgen!

In diesem Sinne haben die Stadtverwaltung Greven sowie die angeblich so christliche CDU, die angeblich so soziale SPD und die angeblich so liberale FDP eine kurzsichtige Entscheidung getroffen und die Basis für die Probleme von morgen gelegt.

Sie haben darüber hinaus gezeigt, dass für sie die Würde des Menschen eine ziemlich inhaltsleere Phrase ist.