FfF - in Reckenfeld und jetzt auch in Greven, Saerbecker Str. 35
Das einjährige Bestehen der Projektgruppe „Fahrräder für Flüchtlinge (FfF)“ ist schon leicht überschritten. Die Freude, das anvisierte Ziel nach einem Jahr 300 Fahrräder im Pool zu haben, wurde jetzt erreicht. Die Projektgruppe gehört zum Reckenfelder Bürgerverein (ReBüVe) und betreibt jetzt sogar eine Zweigstelle an der Saerbecker Straße 35 in Greven.
Aktuell wurden der Gruppe „FfF“ 70 Fahrräder vom Fundbüro der Stadt Greven überlassen. Diese Fahrräder wurden nach der vorgeschriebenen Aufbewahrungszeit nicht von den Eigentümern abgeholt und kommen jetzt den Flüchtlingen zugute.
Rekordspende
„70 Räder an einem Tag, das ist eine Rekordspende“ freut sich Wolfgang Klaus, auf den jetzt allerdings eine Menge Schreibkram zukommt. Denn alle Räder gehen nun in den Besitz des ReBüVe über und werden registriert. Das nimmt schon mal pro Rad drei bis vier Stunden in Anspruch. Bevor das Rad dann an einen Asylbewerber übergeben wird, wird es natürlich verkehrstechnisch auf Vordermann gebracht und dann polizeilich registriert.
Bekommt ein Asylbewerber ein Rad ausgehändigt, erhält er gleichzeitig einen Überlassungsvertrag, den er immer bei sich tragen muss. Kommt er in eine Kontrolle, kann er so jederzeit beweisen, dass er berechtigt ist, dieses Rad zu fahren. Und auf noch etwas weist Wolfgang Klaus hin: Der Personenkreis, der diese Räder überlassen bekommt, besteht ausschließlich aus Asylbewerbern, die in den Not- und Gemeinschaftsunterkünften leben und nicht aus jenen, die bereits ein Bleiberecht haben. „Bekommt jemand das Bleiberecht, so muss er das Rad zurück geben. Das ist vertraglich geregelt“, erklärt Wolfgang Klaus.
Aller Anfang ist schwer
Er lässt kurz das vergangene Jahr Revue passieren: Ins Leben gerufen wurde das Projekt durch den ReBüVe, und mit einer vereinseigenen Spende in Höhe von 200 Euro konnte man erste Materialien anschaffen. Den großen finanziellen Durchbruch brachte die Spende der Aktion „Leezenalarm“ durch die Grevener Schulen in Höhe von 2.436,30 Euro im Oktober 2015. Hinzu kamen Fördermittel vom Kreis. Endlich konnte man die nötige Grundwerkstattausstattung anschaffen mit Montageständern und diversen üblichen Ersatzteilen.
Das erste Rad wurde am 10.2.2015 überreicht. Dank diverser Aufrufe in den örtlichen Medien folgten nach und nach mehr Räder für Erwachsene und Kinder; das 100ste Rad wurde im Oktober erfasst. Manche in recht ordentlichem Zustand, aber viele Räder, an denen erst einmal ausgiebig gewerkelt werden musste.
Die ersten Räder wurden bei Wolfgang Klaus im Garten repariert. Doch als immer mehr Räder zusammen kamen, fand man in den Räumen der ehemaligen Gaststätte Ernst eine Bleibe, wo die Räder gesammelt, erfasst und repariert werden konnten. Seit Februar 2016 werden die Räder im Keller der ehemaligen Reckenfelder Hauptschule gelagert. Hier stehen die Flüchtlinge zur Öffnungszeit Schlange und warten auf ein Rad. Auch dazu ist natürlich wieder einiges an Verwaltungsarbeit zu erledigen, bevor der neue Besitzer dann mit seinem Leihrad stolz von dannen ziehen kann.
Helfer gesucht
Ein kleiner Raum im alten Teil der Schule steht jetzt als Werkstatt zur Verfügung. Hier im Reckenfelder Team sind drei Deutsche und ein Flüchtling ständig damit beschäftigt, Räder zu reparieren. Helmut Getta ist der Älteste im Team und möchte weitere Flüchtlinge anlernen. Es werden jedoch dringend weitere Helfer für alle Reparaturarbeiten gebraucht. Vor allem solche, die sich mit der Reparatur der Beleuchtung auskennen.
Der Bedarf ist nicht nur in der Reckenfelder Werkstatt gegeben, sondern auch in der noch jungen Zweigstelle in Greven. Wolfgang Klaus hat hier ein Team, das jetzt auch für das Projekt des ReBüVe im Einsatz ist. Gut gelaunt stehen Egbert Gehle, Dieter Koose , Nacib Madri und Wilfried Sellmann parat, um die jetzt neu hereingekommenen 70 Räder zu erfassen und zu reparieren. Alle machen diese Arbeit gerne und Letztgenannter betont: „Ich wollte nicht nur im Sessel sitzen und schauen was passiert und spenden, sondern selbst aktiv helfen. Was Reckenfeld da macht ist gut und unbürokratisch. Wir sind froh dass wir diesen Raum hier hinter der Firma Holtgrefe gefunden haben“ . Der Raum wird gegen eine Spendenbescheinigung überlassen, Stromkosten fallen dank der Unterstützung der Firma Holtgrefe ebenfalls nicht an.
Weiterer Bedarf an Fahrrädern
Wer jetzt allerdings denkt, dass keine weiteren Räder benötigt werden, der irrt. Wenn nämlich jetzt weitere Flüchtlinge im Gewerbegebiet auf der Mergenthaler Straße untergebracht werden sollen, so müssen sie mobil sein, um ihren täglichen Bedarf in der Stadt decken zu können und ihren Kindern den Weg zur Schule ermöglichen.
Text und Fotos: Rosi Bechtel
Fahrradspenden können montags von 13 bis ca. 16 Uhr im Depot in der ehemaligen Reckenfelder Hauptschule abgegeben werden . Die Fahrradwerkstatt in Greven an der Saerbecker Str. 35 ist dienstags ab 11 Uhr für ca. 3 Std. besetzt.
Benötigt werden auch: Kindersitze, Fahrradhelme für Erwachsene und Kinder, Fahrradtaschen-und Anhänger.